Ziel 2: Fahrradgerechte und sichere City- und Schulwegrouten

von Elke Pappenscheller, Harald Pappenscheller, Sarah Swift

Theorie und Praxis

Seit 1994 besteht in Bamberg ein sog. Cityroutenkonzept für den Radverkehr. Dieses Konzept sieht vor, dass auf bestimmten, für den Radverkehr besonders wichtigen Strecken sog. Cityrouten verlaufen. Diese sollen, so sah es die ursprüngliche Absicht der Planer vor, einen Mindestausbauzustand bzgl. der Radinfrastruktur aufweisen. Leider ist der Ausbau dieser Strecken auch nach über 20 Jahren nicht weit fortgeschritten, so dass Radfahrer Cityrouten gar nicht wahrnehmen und genauso von ungünstigen Ampelschaltungen ausgebremst werden wie an anderen Routen auch.

So sehen in Teilen Bambergs Cityrouten aus (Quelle: eigene Grafik)

Deshalb soll die Stadt Bamberg - aufbauend auf dem an sich guten Ansatz - ein neues Cityroutenkonzept zu erstellen, das wirklich den Belangen des Radverkehrs gerecht wird. Grundlegend für die Ausgestaltung der Cityrouten sollen die Forderungen unserer Ziele 1, 3, 5 und 7 sein. Das heißt insbesondere, die Gestaltung muss so erfolgen, dass neben einer objektiv sicheren Planung ein subjektives Sicherheitsgefühl erzeugt wird (Fahrradstraßen, geschützte Radwege, sicheres Kreuzungsdesign, etc.). Außerdem soll eine Kennzeichnung der Routen erfolgen, so dass sie auch als solche erkannt werden.
Vor der qualitativen Aufwertung der Routen muss kritisch überprüft werden, wie das bestehende Konzept überarbeitet werden kann, um die Mobilitätsbedürfnisse der Bamberger besser abzubilden. Insbesondere muss darauf geachtet werden, dass die Cityrouten Radfahrer nicht nur in der Innenstadt “abliefern” bzw. “abholen”. Die Haushaltsbefragung 2015 hat überdeutlich gezeigt, dass die Mobilitätsbedürfnisse der Bamberger von einem rein radial konzipierten Cityrouten-Netz nicht adäquat abgebildet werden. Ziele wie der Bahnhof oder das Klinikum müssen in einer Neuauflage besser berücksichtigt werden.

Die Cityrouten müssen dort verlaufen, wo bereits jetzt die höchste Radverkehrsdichte ist und wo die höchsten Potenziale bestehen, durch das Bereitstellen von hochwertiger Radinfrastruktur und die Verringerung der Radreisezeiten einen hohen Radverkehrsanteil zu erreichen. Dabei ist auf bestehende Verkehrszählungen und Mobilitätserhebungen zurückzugreifen: Wer will wann womit warum wohin?
Die Optimierung der Routen muss sowohl dem Berufs-/Schul/-Einkaufsverkehr als auch dem Freizeitverkehr gerecht werden, außerdem müssen die City-Routen ganzjährig sicher befahrbar sein. Im Winter werden die Routen vorrangig von Schnee und Eis befreit. Für eine sichere Mobilität auf dem Fahrrad bestehen noch höhere Ansprüche an Schnee- und Eisfreiheit. Gleiches gilt für Streumaterial im Nachgang dazu. Ab 2018 wird eine Cityroute pro Jahr nach vorgenannten Standards errichtet/erweitert.

(Quelle: Graf, Thiemo: Handbuch: Radverkehr in der Kommune, 2016)

Sichere Schulwege

Die Fahrt mit dem Rad zur Kita, zum Kindergarten und zur Schule hat vielfältige positive Effekte für die Kinder: Die motorische Entwicklung wird gefördert, Bewegung unterstützt einen gesunden Lebensstil und stärkt das Selbstvertrauen der jungen Menschen. Ebenso ist der Schulweg der erste Schritt in die Selbständigkeit. Deshalb ist eine aktive Förderung des Radfahrens von Schülern dringend geboten. Damit mehr Schüler auf das Fahrrad umsteigen können, muss der Schulweg durchgängig sicher auf den wie unter Punkt 1 beschriebenen Radverkehrsanlagen und Fahrradstraßen zurückzulegen sein. Die Regelung des Verkehrs muss vor allen Dingen an den Kreuzungen auch für Kinder leicht verständlich sein, so dass die Begleitung der Kinder durch einen Erwachsenen auf dem Schulweg nach einer recht kurzen Eingewöhnungsphase gänzlich entfallen kann.
Im direkten Umfeld der Schule sollte möglichst wenig PKW-Verkehr herrschen. Je mehr Eltern ihre Kinder mit dem Elterntaxi bringen, desto unsicherer wird der Weg für die anderen, was sie dazu bringt, ihre Kinder ebenfalls mit dem Elterntaxi zu bringen. Dieser Kreis muss umgekehrt werden.
Die Ein- und Ausfahrt auf das Schulgelände muss daher stets übersichtlich und „barrierefrei“ gestaltet sein. In allen Schulen müssen ausreichend sichere und wettergeschützte Abstellanlagen zur Verfügung stehen. Diese müssen ebenerdig zugänglich sein. Vor allem vor Schulen muss sichergestellt sein, dass die Radverkehrsanlagen nicht zugeparkt sind. Halteverbote vor Schulen müssen regelmäßig überwacht werden. Des weiteren werden Aktionen unterstützt, die den Radverkehr an den Schulen fördern.

Fahrradstraße vor Schule (Quelle: Miriam Friedrich/Radentscheid Bamberg)

Weiterführende Links:

https://www.stadt.bamberg.de/media/custom/1829_5698_1.PDF?1339588201

https://www.stadt.bamberg.de/index.phtml?object=tx%7C1829.52&ModID=7&FID=1829.1300.1&&sNavID=1829.742.1&La=1

https://bamberg.sitzung-online.org/pi/___tmp/tmp/45081036678123482/678123482/00058535/35-Anlagen/01/Bamberg_HHB2015_20160223.pdf

https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/familienministerin-manuela-schwesig-uebernimmt

http://www.zeit.de/mobilitaet/2016-12/radwege-unfallgefahr-radfahrer-infrastruktur-verbesserung/komplettansicht

http://www.agfk-bayern.de/stopp-schulwegparker-neue-kampagne-der-agfk-bayern