FAQ (Häufig gestellte Fragen)

Warum soll der Radverkehr überhaupt gefördert werden?

Mit keinem anderen Verkehrsmittel gelangt man so schnell und gleichzeitig kostengünstig in die Bamberger Innenstadt wie mit dem Fahrrad. Es macht außerdem Spaß und man tut nebenbei noch etwas für seine Gesundheit – und die der anderen. Außerdem stellt es eine wesentlich kleinere Gefahr für andere VerkehrsteilnehmerInnen dar als der motorisierte Verkehr. Fahrräder sind das moderne urbane Transportmittel schlechthin: Sie produzieren 0 Gramm C02, Feinstaub oder Stickoxide, sind sehr leise und brauchen deutlich weniger Platz als Autos. Wenn in Bamberg also mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, ist das gut für alle.

Warum soll ein Verkehrsmittel gegenüber allen anderen bevorzugt werden?

Zur Zeit wird nicht das Rad, sondern das Auto massiv bevorzugt. Der Radentscheid Bamberg möchte dafür sorgen, dass das Fahrrad einen angemessenen Platz im Verkehrsraum der Stadt erhält, also sichere und schnelle Wege, auf denen alle Fahrrad fahren können. Aktuell stehen den 266,8 km Straßen in Bamberg 66 km Radwege gegenüber (Stand 2015). Dieses Verhältnis (80/20) ist nicht mehr zeitgemäß und eine bis heute nachwirkende Folge der autozentrierten Stadtplanung aus den 50er-Jahren. Um eine vollkommene Gleichberechtigung zu erreichen, müssten also 200 km Radwege gebaut werden. Auch um dem Modal Split (je Verkehrsmittel zurückgelegte Wege) gerecht zu werden (40% mit dem Kfz, 30% mit dem Rad), müsste mehr als ordentlich nachgelegt werden. Der Radentscheid fordert ab 2018 2 km neue Radwege pro Jahr. Dies ist keine Bevorzugung, sondern ein leistbarer Schritt in die richtige Richtung. Moderne Stadtplanung in einer wachsenden Stadt wie Bamberg muss das Fahrrad als wichtiges Verkehrsmittel berücksichtigen und ein gutes separates Wegenetz zur Verfügung stellen. In den letzten fünf Jahren kamen in Bamberg 3.000 neue Kfz hinzu. Mit einem “weiter so” droht Bamberg in den kommenden Jahren ein Verkehrskollaps, welcher diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind am härtesten treffen wird.

Radfahrende können doch auch auf der Straße fahren. Die Radwegbenutzungspflicht ist weitestgehend abgeschafft.

Die Abschaffung der Benutzungspflicht zu schmaler oder gefährlicher Radwege war und ist folgerichtig. Es gibt viele Menschen, die Rad fahren möchten, sich jedoch bisher nicht trauen, da die Radwege oft unsicher, als Markierung an den Straßenrand gequetscht oder gar nicht vorhanden sind. Rund 60% der Menschen haben Untersuchungen zu Folge ein hohes Sicherheitsbedürfnis und fahren ungern auf der Straße Rad.
Ältere Menschen und Kinder beispielsweise könnten sorgloser Fahrrad fahren, wenn der Radentscheid Bamberg erfolgreich ist und Bamberg sichere und schnelle Fahrradwege bekommt. Beispiele in anderen Städten haben bereits gezeigt, dass der Ausbau der Infrastruktur für Fahrradverkehr die Unfallzahlen deutlich reduziert und gleichzeitig zu einer Zunahme des Radverkehrs führt. Deswegen wollen wir hier ansetzen und so mehr Menschen sicheres Fahrradfahren ermöglichen.

Der Radentscheid Bamberg vertritt nur eine kleine Gruppe!

Das Fahrrad ist ein Massenverkehrsmittel für Jung und Alt, wie es auch Verantwortliche der Stadt Bamberg z.B. jedes Jahr bei der Aktion Stadtradeln betonen. Es steht Menschen jeden Alters und jeden Einkommens zur Verfügung. In der Innenstadt Bambergs werden mehr Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt als mit dem Auto und auch gesamtstädtisch ist das Auto nur noch knapp vorne (40% Auto/ 30% Fahrrad). Laut einer repräsentativen Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2014 möchten 82 % der Deutschen weniger Pkw-Verkehr in den Städten und wünschen sich, Ihre Ziele mit dem Fahrrad erreichen zu können.
Das Instrument des Bürgerbegehrens/ Bürgerentscheids fördert außerdem gerade die Vermeidung von Partikularinteressen, da eine Mehrheit der stimmberechtigten Bamberger gewonnen werden muss. Mit der Umsetzung des Radentscheids werden nicht nur die Interessen des Radverkehrs, sondern auch die des ÖPNV und des Fußverkehrs gestärkt. Zusammen machen diese Verkehrsarten rund 60 % der zurückgelegten Wege in der Stadt aus.
Es geht beim Radentscheid Bamberg auch um das Gemeinwohl, um den Schutz von Gemeingütern wie Umwelt, Luft, Klima.

Im Bamberger Berggebiet wird doch gar nicht soviel geradelt, weil es anstrengend ist, daher kann man die Vorgehensweise aus anderen Städten gar nicht auf Bamberg übertragen.

Der Einfluss der Topographie auf den Radverkehrsanteil wird oft überschätzt und auch Bambergs sieben Hügel sind viel weniger einflussreich, als mancher es wahrhaben will.
Die letzte Radverkehrszählung von 2015 hat - wie überall in Bamberg - auch für das Berggebiet ein immens steigendes Radverkehrsaufkommen ergeben. Jede Stadt ist allerdings anders, daher sind auch die Ziele des Volksentscheid Fahrrad nicht unmittelbar übernommen, sondern weiterentwickelt und daran angepasst, was in Bamberg sinnvoll und umsetzbar ist. Mit den weiterhin steigenden Absatzzahlen von Pedelecs wird auch das Radverkehrsaufkommen - insbesondere im Bamberger Berggebiet - weiter steigen.
Berge sind also kein generelles Hindernis fürs Radfahren und topographische Bedingungen kein Grund dafür, auf Infrastruktur für den Radverkehr zu verzichten.

Manche Wege sind mir mit dem Fahrrad einfach zu weit und ich brauche das Auto, auch um Dinge zu transportieren.

Natürlich können nicht alle Fahrten mit dem Fahrrad gemacht und große Dinge transportiert werden. Im Gegenzug werden aber nicht mit jeder Fahrt große Dinge transportiert. Viele der Fahrten, die im Moment noch mit anderen Transportmitteln zurückgelegt werden, könnten – mit der richtigen Infrastruktur – ganz einfach mit dem Fahrrad gemacht werden. Der Radentscheid sorgt für schnelle und sichere Wegverbindungen, sichere Abstellplätze und somit für attraktive Alltagswege.
Alle Verkehrsmittel sollen ihren Platz haben in Bamberg, denn es gibt unterschiedliche Gründe für die individuelle Wahl jedes Einzelnen. Aber ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr fördern das Wohl aller Menschen in der Stadt: Sie schonen die Umwelt, sorgen für bessere Luft, weniger Lärm und beleben den öffentlichen Raum. So wird die Stadt lebenswerter, sicherer, ruhiger und gesünder. Das ist im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger.
Selbst in einer Stadt mit vielen Radfahrenden und kurzen Wegen wie Bamberg werden Wege zwischen 5 und 10 Kilometern Länge im Schnitt immer noch zu 81 Prozent mit dem Auto zurückgelegt. Der Kfz-Anteil beträgt 50 Prozent für Strecken zwischen zwei und fünf Kilometern, 27 Prozent für ein bis zwei Kilometer, und selbst für bis zu einen Kilometer noch 11 Prozent (Mobilitätsbefragung 2015).
Mit der richtigen Straßengestaltung wäre es für die meisten Menschen ein Leichtes, einen größeren Teil dieser Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Während die meisten Langstrecken sicher weiter mit Bus, Auto oder Zug zurückgelegt werden, gibt es bei der großen Mehrheit der Fahrten, den Kurzstrecken, noch viel Spielraum für den Wechsel des Verkehrsmittels. Dass Radfahren für einige Langstrecken nicht geeignet ist, ist kein Grund dafür, bei der Bereitstellung von Radwegen für Kurzstrecken zu versagen.

Der Radentscheid schließt Personengruppen aus. Was ist z.B. mit älteren Menschen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkung? Zum Radfahren muss man körperlich fit sein.

Die Beweislage aus den Niederlanden ist ganz klar: Da, wo gute Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, wird sie von Menschen jeden Alters oder körperlichen Zustands genutzt. Hier gibt es eine Vielzahl von Radtypen, die Menschen mit körperlicher Einschränkung mobil machen. Einige Betroffene finden es einfacher, sich mit dem Rad fortzubewegen, als bestimmte Wege zu Fuß zurückzulegen. Gute Radwege sind also für alle da, werden von ganz unterschiedlichen Benutzern in Anspruch genommen und gewährleisten so Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.
In Amsterdam oder Kopenhagen, wo die Bedingungen für den Radverkehr besser sind, findet man unter den Radfahrenden sogar mehrheitlich Frauen, viele Kinder und Senioren. Auch für Lastenräder, die als Familienfahrzeug für Familien mit kleinen Kindern dienen, ist genügend Platz. Wir möchten also, dass das Radfahren in Bamberg für alle möglich wird – unabhängig von Geschlecht, Alter und Kondition. Jeder sollte sich auf allen Wegen sicher fühlen.
Darüber hinaus bleibt die Infrastruktur für Kraftfahrzeuge und Menschen, die auf jene angewiesen sind nicht nur verfügbar, sondern wird - wenn mehr Menschen mit dem Rad fahren - benutzbarer.

Bamberg ist nicht die Niederlande, Kopenhagen oder Berlin. Hier gibt es nicht die gleichen Bedingungen.

Die Niederlande und Dänemark haben beide einen hohen Radverkehrsanteil. Manche behaupten, das läge daran, dass sie eine andere Mentalität hätten oder eine andere Beziehung zum Fahrrad als Transportmittel.
Das stimmt nicht: In beiden Ländern besitzen viele Menschen Autos. Auch die Niederländer und Dänen gehen zu Fuß und nutzen öffentliche Verkehrsmittel.
Die Niederländer und Dänen fahren nicht Rad, weil es ihr vorbestimmtes Schicksal ist, sondern weil sie in Orten und Ländern wohnen, in denen die Straßen für das Radfahren umgebaut wurden, so dass es eine bequeme, sichere und naheliegende Möglichkeit geworden ist, mobil zu sein. Der Radentscheid möchte dabei nicht andere Städte oder Länder kopieren, sondern von ihren Entwicklungen lernen und für Bamberg passende Maßnahmen umgesetzt bekommen. Der entscheidende Faktor für eine fahrradfreundliche Stadt ist hierbei vor allem der politische Wille, eine solche aktiv zu gestalten.
Viele zurückgelegte Strecken sind keine 5 Kilometer lang. Fast alle diese Strecken könnten also problemlos mit dem Fahrrad gefahren werden. Dass in Bamberg schon so viele Menschen Rad fahren – trotz der häufig dieser Menge nicht gerechten Bedingungen – bestätigt diese Vermutung.

Wo liegt das Problem, man kann doch schon überall mit dem Rad fahren?

Die teilweise vorhandene Radinfrastruktur soll Sicherheit vermitteln, sie ist jedoch nicht sicher - das belegen die jüngsten Unfallzahlen. Vielmehr sind die Bedingungen für Fahrradverkehr in Bamberg der Menge an Radfahrenden nicht angemessen. Radwege sind teilweise vorhanden – jedoch gibt es kein erkennbar zusammenhängendes Netz von Wegen, da die in der Theorie existierenden City-Routen in der Praxis als solche gar nicht erkennbar sind. Viele Radwege sind nur als Schutzstreifen auf die Straße gemalt, in schlechtem Zustand oder viel zu eng. Radfahrende müssen sich den Weg oft mit Fußgängern, Bussen, Lastwagen und Autos teilen. Dadurch wird das Radfahren langsam und sehr gefährlich.
Der Radentscheid Bamberg sieht u.a. Fahrradschnellwege für längere Strecken vor. Ein Teil der Pendlerinnen und Pendler kann so aufs Fahrrad umsteigen und den Berufsverkehr entlasten.

Über 80% der BambergerInnen bewerteten das Angebot des Rad- und Fußwegenetzes in Bamberg bei der jüngsten Haushaltsbefragung mit einer Note zwischen „sehr gut“ und „befriedigend“. Scheinbar hat Bamberg also doch gute Radwege?

Das Fahrrad ist in Bamberg auf Grund der relativ kurzen Wege bereits ein beliebtes Verkehrsmittel und Fahrradwege gibt es in Bamberg in der Tat eine Menge. Diese sind jedoch Relikte einer autozentrierten Stadtplanung der 1960er und 1970er Jahre, wo das Ziel lediglich darin bestand, Radfahrende an die Seite zu drängen. Kaum ein baulicher Radweg in Bamberg entspricht heutigen Sicherheitsstandards. Auch die Bauweise vieler Kreuzungen stellt eine erhebliche Gefahr für Radfahrende dar. Die im fränkischen Tag häufig zu findende Meldung “Autofahrer übersieht Radfahrer” ist ein eindeutiges Indiz hierfür. Die sogenannten Abbiegeunfälle (Auto biegt rechts ab, Radfahrender fährt geradeaus) zählen zu den häufigsten Unfallursachen und ziehen meist schwere Verletzungen oder schlimmeres nach sich. Häufig spielt die Gestaltung der Kreuzung hier eine gewichtige Rolle.
Auch das in den letzten Jahren im Trend liegende Anbringen von Radmarkierungen auf der Fahrbahn oder der Mischverkehr schaffen keine wirkliche Abhilfe. Laut Untersuchungen zählen ca. 60% der Menschen zum Fahrrad-Nutzertyp “interessiert, aber besorgt” mit hohem Sicherheitsbedürfnis. Diese Gruppe sollte Ziel der Radverkehrsplanung sein. Sie fühlt sich im motorisierten Verkehr jedoch unsicher und möchte eine physische Trennung.
Der fränkische Tag schrieb Anfang Dezember in Bezug auf die Situation in der Langen Straße gar von Radfahrenden als “gehetztem Freiwild” und von “Jagdszenen”.
Wenn 80% der BambergerInnen das Radwegenetz also mit einer Note zwischen „sehr gut“ und „befriedigend“ bewerten, dann ist das in Teilen eine fatale Wahrnehmung, da sie nicht durch die Realität der Radunfallzahlen abgebildet wird, welche in den letzten Jahren um 20% gestiegen sind. Eine mangelnde Aufklärung über die eigentliche Regelbreite von Radwegen (2 Meter) trägt ihr Übriges bei.
Der Radentscheid fordert nicht mehr als diese Regelbreite und setzt sich für eine Infrastruktur für alle Menschen und nicht nur für selbstbewusste Verkehrsteilnehmer ein, welche die Auseinandersetzung nicht scheuen. Letzteres wird durch die aktuelle Verkehrspolitik leider gefördert.

Bei schlechtem Wetter fährt doch ohnehin kaum jemand mit dem Rad.

Wenn es zu kalt, nass oder heiß ist, um Fahrrad zu fahren, dann ist es in der Regel zu kalt, nass oder heiß, um überhaupt aus dem Haus zu gehen. Wenn die Straßen und vor allem auch Radwege gut gestaltet sind und gut unterhalten werden (Winterräumdienst usw.), kann man sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad unterwegs sein, selbst wenn das Wetter mal nicht so schön ist.
Die Nutzung des Fahrrads liegt Studien zu Folge im Sommer ca. vier Prozentpunkte über dem Jahresdurchschnitt. Dieser nicht allzu hohe Wert bestätigt sich, wenn man mit offenen Augen durch Bamberg geht und die auch im Winter zahlreichen Radfahrenden sieht.
Niederländer und Dänen erleben ständig kalte Winter, aber ein gutes Management der Straßen – einschließlich des Winterdienstes der Hauptradwege – sorgt dafür, dass für die meisten Menschen Radfahren als Verkehrsmittel auch im Winter praktikabel bleibt. Die Menschen gehen dort immer noch zu Fuß, auch wenn das Wetter regnerisch, kalt oder heiß ist – und sie fahren dann auch noch mit dem Fahrrad.
Auch schlechtes Wetter ist also keineswegs eine Rechtfertigung dafür, keine sicheren und attraktiven Bedingungen für den Radverkehr zu schaffen.

Weshalb können Radfahrende nicht die Busspuren nutzen?

Menschen, die bereits das Vertrauen haben, mit dem Fahrrad auf vielbefahrenen Straßen gemeinsam mit Autos, Lieferwagen und Lkw zu fahren, könnten Busspuren geeignet zum Radfahren finden. Für diese Menschen bieten Busspuren einige Vorteile gegenüber einer allgemeinen Fahrspur.
Aber für die überwiegende Mehrheit ist es äußerst unangenehm, die Fahrspur mit großen Fahrzeugen wie Bussen zu teilen. Darüber hinaus sind Busse aufgrund ihrer Größe und Masse eine echte Gefahr, wie auch einige Unfallhergänge in der Vergangenheit belegen.
Außerdem ist der Start-Stopp-Charakter von Busfahrten nicht kompatibel zur konstanten Geschwindigkeit des Radverkehrs. Das führt zum ewigen Katz-und-Maus-Spiel, in dem Radfahrende den Bus an den Haltestellen überholen, um dann zwischen den Haltestellen wieder vom Bus überholt zu werden. Mit anderen Worten: Busse behindern den Radverkehr und umgekehrt.

Radfahrende fahren auf der Straße, obwohl ein Radweg vorhanden ist.

Was viele nicht wissen: In Bamberg ist das auf den meisten Straßen erlaubt. Und zwar, weil der Gesetzgeber erkannt hat, dass Fahren auf der Straße oft sicherer ist als auf Radwegen, die von schlechter Qualität (zu schmal, holprig, oft unterbrochen) sind und die flächendeckende Radwegbenutzungspflicht bereits 1997 abgeschafft hat.
Der Radentscheid möchte jedoch, dass die Radwege in Bamberg - soweit möglich - von der Autofahrbahn getrennt und sicher zu befahren sind. Dann können und werden alle Radfahrenden - auch ganz ohne Benutzungspflicht - gerne auf dem Radweg fahren. Denn wenn es gute Radwege gibt, fährt praktisch niemand mit dem Fahrrad auf der Straße. Denke zum Beispiel an die Zollnerstraße. Leider sind wie hier auch an anderen Stellen in Bamberg sehr viele Radwege in schlechtem Zustand und gefährlich zu befahren. Das liegt an Schäden, schlechtem Belag, fehlender Trennung vom Fußweg und schlechten Sichtbeziehungen zum Autoverkehr. Deswegen nehmen viele Radfahrer das kleinere Übel in Kauf und fahren auf der Straße – vor allem, wenn sie rasch vorankommen möchten. Konflikte sind hier jedoch häufig vorprogrammiert.
Die Straßenbenutzung trotz Radweg ist also ein Argument dafür, gute Radinfrastruktur zu bauen. Alle Leute können sie dann sicher und schnell benutzen und müssen keinen Umweg in Kauf nehmen. Gut gestaltete Radwege bedürfen keiner Benutzungspflicht, denn sie werden gerne benutzt.

RadfahrerInnen fahren wie Rowdys und halten sich nicht an die Verkehrsregeln.

Manche Menschen verwenden viel Energie darauf, um sich darüber zu beklagen, dass Radfahrende die Regeln nicht beachten würden. Es stimmt, dass einige Menschen die Verkehrsregeln verletzen – unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels. Der Fahrraddepp ist wie der Autodepp kein Depp, weil er Rad fährt, sondern weil er ein Depp ist.
In Bamberg werden 30% aller Wege mit dem Rad zurückgelegt, darunter finden sich rücksichtsvolle und weniger rücksichtsvolle Nutzer. Deswegen gehört zu unserem Maßnahmenpaket auch der Wunsch nach dauerhaften Polizei-Fahrradstaffeln, womit andere Städte bereits hervorragende Erfahrungen gemacht haben. Sie sollen dafür sorgen, dass Autofahrer die Radwege nicht zuparken und Radfahrer nicht die Gehwege befahren. Wenn Radfahrer dann tatsächlich über ein gutes und komfortables Netz verfügen, kann niemand mehr sein Verhalten dadurch rechtfertigen, dass er bei der Verkehrsplanung nicht mitberücksichtigt wurde. Eine zweckmäßige Infrastruktur, konzipiert mit der Idee des Fahrrads als gleichwertiges Verkehrsmittel macht Regelverletzungen durch Radfahrende weniger interessant oder nötig.
Diese Regelverletzungen sind von allen Verkehrsteilnehmern aktuell leider noch viel zu oft der Fall – etwas, das wir keinesfalls bestärken oder fördern!

Die vielen Radfahrenden halten den Verkehr auf!

Obwohl es die Fahrt zwischenzeitlich verlangsamt, wenn man mit dem Auto oder Bus hinter einem Radfahrer fährt, ist es unwahrscheinlich, dass dies am Ende die Fahrzeit verlängert. Staus werden durch den Autoverkehr verursacht, insbesondere durch die Warteschlangen an Kreuzungen.
Tatsächlich würde die Umverteilung von Platz auf den Straßen zugunsten des Radverkehrs die Straßen effizienter für den Transport von Menschen machen. Eine typische Kraftfahrzeug-Fahrspur kann rund 2.000 Personen pro Stunde transportieren. Auf derselben Fläche – diesmal als Fahrradinfrastruktur – könnten rund 10.000 Personen pro Stunde befördert werden.
Der Autoverkehr wird durch die geplanten Maßnahmen nicht nur fließender, sondern auch entspannter, da durch getrennte Bereiche wesentlich weniger Konflikte im Verkehr entstehen. Best-Practice-Beispiele wie Kopenhagen oder die Niederlande zeigen, dass ein starker Radverkehr, der größtenteils getrennt vom motorisierten Verkehr geführt wird, die Grundlage eines effizienten Verkehrssystems ist und ein entspannteres Miteinander im Verkehr ermöglicht.

Der Radentscheid Bamberg verschärft den Konflikt zwischen Fahrrad- und Autofahrern.

Das Gegenteil ist der Fall: Eine gut ausgebaute Radinfrastruktur entschärft die Konflikte zwischen Autofahrer, Fußgängern und Radfahrern.
Wir führen keinen Glaubenskrieg, sondern lassen uns von guten Argumenten leiten. Im Endeffekt möchten alle - entsprechend ihrer Bedürfnisse - schnell, komfortabel, sicher, günstig, gesund, und möglichst umweltfreundlich an ihr Ziel gelangen. Das Rad sollte dabei eine Option für jeden sein, auch für Kinder und Senioren. Mithilfe der räumlichen Trennung von Autofahrbahn und Radwegen, sowie einsehbaren Kreuzungen werden Konflikte zwischen motorisiertem Verkehr und Radverkehr reduziert. Auch Autofahrer profitieren vom Radentscheid Bamberg, wenn sie keine Angst mehr haben müssen, Radfahrer zu überfahren.

Ich fahre mit dem Auto, zusätzliche Radwege nehmen meinen Platz weg.

Der Radentscheid Bamberg richtet sich nicht gegen den Autoverkehr, sondern möchte die Probleme und Konflikte im Verkehr entschärfen. Die Zahl der Radfahrer in Bamberg steigt stark an – und das ist auch gut für die Autofahrer.
Dass eine gute Infrastruktur zur erhöhten Nutzung derselben führt, wurde in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich des Autoverkehrs hinreichend bewiesen.
Das Ziel ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die zum Radfahren einlädt. Es ist erwiesen, dass mit der passenden Infrastruktur auch die Nutzung eines Verkehrsmittels steigt. Als Konsequenz einer guten Fahrradinfrastruktur werden weniger Wege mit dem Auto zurückgelegt, was automatisch zu weniger Autoverkehrsaufkommen führt. Damit trägt der Ausbau der Fahrradinfrastruktur sogar zu einer Verbesserung des Autoverkehrs bei.

Wohin sollen die parkenden Autos?

Der Platz in der Stadt ist begrenzt und sollte möglichst sinnvoll genutzt werden. Bamberg verfügt über mehrere Parkhäuser in der Innenstadt, welche äußerst selten voll ausgelastet sind. Jeder, der einen Parkplatz sucht, findet also auch einen.
Der Wegfall von Parkplätzen im öffentlichen Raum lässt sich nicht vermeiden. Der begrenzte Platz in der Stadt kann den steigenden Auto- und Parkverkehr nicht aufnehmen. Bamberg verzeichnet in den vergangenen fünf Jahren 3.000 neue Fahrzeuge, ein “weiter so” in der Verkehrsplanung wird am meisten die Autofahrer betreffen, welche immer schlechter durch die Stadt kommen werden. Auf der gleichen Fläche, die ein parkendes Auto benötigt, finden acht bis zehn Fahrräder Platz. Das bedeutet: Mehr Fahrradverkehr schafft Platz, der allen zugute kommt. 25% der Haushalte in der Bamberger Innenstadt verfügen schon heute über kein eigenes Auto und noch mehr Menschen könnten möglicherweise auf ein eigenes Auto verzichten, wenn es bessere Fahrradwege gäbe. Ein einfacher Zugang zu Carsharing-Fahrzeuge kann außerdem den Verzicht auf das eigene Auto erleichtern. Auch so wird das Parkplatzproblem entschärft.

Ich bin Fußgänger und fühle mich von Radfahrenden bedrängt, die auf dem Gehweg fahren. Warum sollte ich den Radentscheid Bamberg unterstützen?

Fahrräder gehören nicht auf den Gehweg, sondern auf den Radweg. Tatsächlich fahren Fahrradfahrer manchmal auch auf dem Gehweg - vor allem dort, wo ein Radweg nicht vorhanden, in schlechtem Zustand oder - in Bamberg die Regel - zugeparkt ist. Das entschuldigt dieses Verhalten nicht, begründet es aber zumindest. Regelverstöße werden von allen VerkehrsteilnehmerInnen aktuell leider noch viel zu oft begangen – etwas, das wir keinesfalls bestärken oder fördern wollen! Eine angemessene Infrastruktur jedoch führt erwiesenermaßen zu mehr Regeltreue - auch unter den Radfahrenden.
Der Radentscheid fordert deshalb an vielbefahrenen Straßen klar getrennte, sichere und vom motorisierten Verkehr nicht befahrbare Wege und ist – auf Grund der Erfahrungen aus anderen Ländern – davon überzeugt, dass diese von den Radfahrenden dann auch gerne genutzt werden. So können Fußgänger wieder ungestört auf dem Gehweg unterwegs sein. Mehr Platz und Sicherheit für Fahrräder auf der Straße bedeuten mehr Platz und Sicherheit für FußgängerInnen auf dem Gehweg. Im Übrigen beinhalten die Ziele des Radentscheid Bamberg auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von FußgängerInnen. Dies ist angebracht, denn laut einer Studie des Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus dem Jahr 2014 ist Bamberg eine Unfallhochburg, insbesondere was zu Fuß gehende betrifft.

Der Lieferverkehr wird ausgebremst!

Wir beneiden nicht die Fahrer des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs in Bamberg. Es gibt großen Zeitdruck, aber kaum geeignete Haltemöglichkeiten. Deswegen parken viele Fahrer auf dem Fahrrad- oder Fußweg. Dies ist eine große Gefahrenquelle und es ist unverantwortlich, dass dieses Thema von Politik, Verwaltung und Polizei bisher in der Praxis ignoriert wird.
Die Einrichtung und Freihaltung von Lieferzonen, die der Radentscheid Bamberg explizit für die zu schaffenden Fahrradstraßen fordert, erleichtern den dortigen Lieferverkehr, auf den viele so dringend angewiesen sind.
Die Politik ist gefordert, verbindliche Standards für alle Straßen zu setzen. Mittlerweile gibt es einige Unternehmen auch in deutschen Städten, die auf Lieferverkehr mit Lastenrädern setzen. Dies ist eine sehr sinnvolle, da umweltfreundliche, ökonomische und platzsparende Entwicklung, die durch unsere Maßnahmen gefördert würde. Es lässt sich noch einiges bewegen: Ungefähr die Hälfte des städtischen Lieferverkehrs könnte hinsichtlich Volumen und Entfernung problemlos auf Lastenräder verteilt werden.
Es ist darüber hinaus sehr gut möglich, Lieferungen über einen gut geplanten Radweg kreuzen zu lassen. Ladebuchten werden außerhalb der Radwege angelegt, und zum Beliefern und Entsorgen wird der Radweg gequert. Das geschieht routiniert an allen Hauptstraßen in den Niederlanden und Dänemark. Und es klappt auch in Städten und Gemeinden anderer Länder, in denen die Rad-Infrastruktur verbessert wurde.
Außerdem zeigt die Realität: Fußgängerzonen erlauben nahezu keinen Autoverkehr, dennoch gelten sie als lebhafte Einkaufsstraßen und sind gut fürs Geschäft. Im Allgemeinen schaffen sie dies durch einige schlaue Maßnahmen: Lieferzeiten werden sinnvoll koordiniert, Geschäfte benutzen gemeinsame Lieferfahrzeuge, es werden kleinere Fahrzeuge – oder gar Lastenräder – eingesetzt oder die Belieferung geschieht außerhalb der Öffnungszeiten.

Welche Auswirkungen hat der Radentscheid auf den Busverkehr?

Radverkehr und ÖPNV gehören zusammen. Beide sind Teil des Umweltverbundes: Sie sind gut für die Umwelt, sparen Platz und ermöglichen eine lebenswerte Stadt. Und bessere Fahrradwege sowie gute Abstellmöglichkeiten an Bahnhof und Bushaltestellem vereinfachen es Pendlern enorm, mit Rad und ÖPNV zur Arbeit zu fahren. Eine neu zu schaffende Radinfrastruktur wird nicht zu Lasten des Umweltverbundes entstehen! Begleitend dazu ist in den Forderungen des Radentscheid auch die Einrichtung von Busspuren enthalten.

Kostet die Umsetzung des Radentscheids nicht unglaublich viel Geld?

Einrichtungen für den Fahrradverkehr sind immer günstiger als gleichartige Einrichtungen für den Autoverkehr. Auf Grund der Bevorzugung für Autos in den vergangenen Jahrzehnten besteht jedoch ein Aufholbedarf für Radwege, weswegen jetzt ein Umsteuern erforderlich ist. Gute Radwege kosten Geld, und das ist auch in Ordnung: Wir gewinnen enorm an Lebensqualität und investieren in die Zukunft Bambergs. Das Rad belastet, anders als einige andere Transportmittel, nicht die Umwelt, produziert keine giftigen Abgase und verursacht keinen Lärm. Durch mehr Bewegung wird das Gesundheitssystem massiv entlastet. Hinzu kommt der Rückgang schwerer Verkehrsunfälle. Auch der Unterhalt von Fahrradwegen ist deutlich günstiger als der von Autostraßen. Langfristig wird also viel Geld gespart und ein volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt. Laut einer 2016 veröffentlichten, europaweiten Studie bringt jeder, der regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkauf fährt, der Volkswirtschaft jährlich einen Nutzen von mehr als 1.000 Euro pro Kopf. Eine weitere Erhebung aus dem Jahr 2015 besagt, dass jeder mit dem Auto gefahrene Kilometer einen volkswirtschaftlichen Schaden von 17 Cent verursacht, jeder mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer dagegen einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 18 Cent.
Die 10 Ziele des Radentscheids sind keine Luxusforderungen für die Fahrradstadt Bamberg, sondern ein vernünftiger Kompromiss mit guten langfristigen Investitionen. Außerdem können, wo es ausreichend ist, viele praktikable Lösungen - wie z.B. Fahrradstraßen - schnell mit Pinsel und Farbe umgesetzt werden.

Die Umsetzung des Radentscheids kostet Geld und das haben wir in Bamberg nicht zur Verfügung, bzw. es ginge zu Lasten von anderen wichtigen Aufgaben, wie dem Ausbau von Krippenplätzen oder Schulsanierungen.

Die zusätzliche Schaffung von Krippenplätzen und dringend anstehende Schulhaussanierungen sind wichtige Aufgaben der Stadt Bamberg. Es ist nicht das Ziel des Radentscheids, die Mittel hierfür zu blockieren.
Geld für Verkehrsplanung und entsprechende bauliche Maßnahmen wird in Bamberg - wie in jeder anderen Stadt auch - jedes Jahr ausgegeben. Der Radentscheid fordert eine Umschichtung dieser Ausgaben zu Gunsten von Radverkehrsförderung und Radverkehrssicherheit. Die Radverkehrsstrategie der Stadt Bamberg sieht seit 2012 Ausgaben von 5 Euro pro Jahr und Einwohner für Radverkehrsinfrastruktur vor. Dem wurde bisher in keinem Jahr Rechnung getragen, denn in der Regel betrugen die Ausgaben in Bamberg ca. 70 Cent/ Jahr/ Einwohner. Die Stadt Bamberg hat also in erster Linie ein erhebliches Defizit aufzuarbeiten. Selbst der Nationale Radverkehrsplan 2020 (NRVP) der Bundesregierung empfiehlt beispielsweise, in Städten zwischen 6 und 15 Euro pro Einwohner nur für den Bau und Unterhalt von Radverkehrsanlagen bereit zu stellen.
Die Fokussierung des Radentscheids ist also lediglich ein kleiner Schritt in eine Richtung, die die Stadt Bamberg schon längst einschlagen wollte, es aber nicht getan hat. Die Mittel zur Realisierung unserer Maßnahmen müssen dabei keineswegs rein aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt werden. Erst im Jahr 2016 gab es ein millionenschweres Sonderförderprogramm des Bundesumweltministeriums für innovative Radverkehrsideen, um welches sich Kommunen bewerben konnten. Die Stadt Bamberg hat dies nicht getan.
Bamberg braucht moderne Schulen und genügend Kita-Plätze. Bamberg braucht aber auch sichere Radwege zu diesen Einrichtungen.

Menschen, die Rad fahren, zahlen gar nicht für die Straßen und Radwege Bambergs.

Straßen und andere Kfz-Infrastruktur wird aus dem allgemeinen Steuertopf gebaut, repariert und unterhalten. In den Topf zahlen Radfahrende in Deutschland zum Beispiel Einkommensteuer, Mehrwertsteuer und viele andere Steuerarten ein und finanzieren damit die Straßen. Die Abgaben auf Kraftstoffe, Fahrzeuge usw. werden wie andere Steuern auch für alles Mögliche verwendet. Selbst wenn diese „Auto-Steuern“ ausschließlich für die Straßen ausgegeben würden, könnten sie das riesige schwarze Loch für die gesellschaftlichen Kosten des motorisierten Verkehrs nicht füllen. Dazu zählen zum Beispiel die Schäden, die durch Umweltverschmutzung und Unfälle entstehen.
Mehr Radverkehr nützt jedem in der Gesellschaft, selbst denen, die nie mit dem Rad unterwegs sind. Mehr Menschen auf dem Fahrrad bedeuten weniger Autos und Staus, mehr Platz in Bussen, weniger Verschmutzung durch Abgase und eine gesündere Bevölkerung im Allgemeinen.
Die meisten Menschen, die Rad fahren, besitzen/ benutzen auch motorisierte Fahrzeuge (nur sehr wenige Menschen benutzen ein einziges Verkehrsmittel), bezahlen also auch die „Auto-Steuern“. Fahrradfahren verursacht außerdem so gut wie keine Straßenschäden, so dass weniger repariert werden muss.
Niemand erwartet von Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, dass sie Steuern für die Benutzung der Gehwege bezahlen. Radfahren sollte da nicht anders sein, insbesondere weil mehr Radverkehr jedem in der Gesellschaft zugute kommt.

Können die Ziele des Radentscheids überhaupt umgesetzt werden?

Einige unserer Ziele und Maßnahmen könnten sogar schon umgesetzt sein, wenn es in Bamberg den notwendigen Willen für eine zukunftsgewandte Radverkehrspolitik gäbe. Eine Verwaltung setzt nur zügig um, wenn sie klare Vorgaben, personelle Ressourcen und die notwendigen Mittel hat. Die Stadt Bamberg verfolgt ihre eigene Radverkehrsstrategie jedoch alles andere als konsequent, das vom Oberbürgermeister vor einigen Jahren einberufene Fahrradforum stand Ende 2016 kurz vor seiner Auflösung, anwesend war OB Andreas Starke in jener Sitzung wieder einmal nicht. Dies alles zeigt: Es gibt keinen klaren Willen, den Radverkehr zu stärken. Die Stadt braucht also verbindliche Richtlinien, damit Bambergs Straßen und Wege sicherer und attraktiver für den Radverkehr werden. Der Radentscheid Bamberg ist eine solche Richtlinie, da der erfolgreiche Bürgerentscheid einem Stadtratsbeschluss entspricht.

Aber die Stadt setzt sich doch bereits, wie z.B. am Regensburger Ring, für den Radverkehr ein. Warum reicht das nicht aus?

Jedes Jahr gibt es viele Unfälle mit Beteiligung Radfahrender in Bamberg, sehr häufig auf Grund einer unübersichtlichen Infrastruktur. Im Jahr 2012 hat die Stadt die aktuelle Version ihrer Radverkehrsstrategie verfasst. Seit 2012 steigen auch die Unfallzahlen von Radfahrenden und befanden sich 2015 mit einer Steigerung um 20% zu 2012 auf dem höchsten Stand seit vielen Jahren. Tatsächlich hat die Verwaltung einige gute Ideen in ihre Radverkehrsstrategie geschrieben – es gibt aber keinen klaren politischen Willen, diese umzusetzen.
Die Strategie hat das Ziel, 5 Euro pro Einwohner und Jahr für den Radverkehr auszugeben. Dieses Ziel wurde bisher noch nie erreicht und viele andere Städte geben deutlich mehr aus! Und selbst das wenige Geld für den Radverkehr wurde in Bamberg in den letzten Jahren nicht immer sinnvoll oder vollständig ausgegeben.
Der schon lange dringend notwendige Radwegausbau am Regensburger Ring wird im Moment gerne als Prestigeprojekt der hiesigen Radverkehrsförderung genannt. Die dortige Umsetzung zeugt jedoch wieder einmal mehr davon, dass die Stadt Nachhilfe in puncto Radverkehr benötigt: Auf der einen Seite wurde der ohnehin zu schmale, baulich getrennte und benutzungspflichtige Radweg mit einer Engstelle von einem Meter Breite versehen, welche mit mehrspurigen Fahrrädern wie Lastenrädern oder Kinderanhängern nicht gefahrlos befahren werden kann. Der gesamte Abschnitt wird für jene VerkehrsteilnehmerInnen somit unbrauchbar. In anderer Fahrtrichtung wurde und wird ein Radfahrstreifen angebracht, welcher regelmäßig von motorisierten Verkehrsteilnehmern überfahren wird. Ältere oder unsichere Radler und Kinder genießen auf der vielbefahrenen Straße somit wieder einmal keinen physischen Schutz. Der gesamte Ausbau der sogenannten Nordtangente dauert - ganz nebenbei erwähnt - fünf Jahre.
Wenn die Entwicklung in diesem Tempo weitergeht, gibt es erst in 100 Jahren gute Radwege in Bamberg und wohl viele weitere unnötige Verletzte oder gar Verkehrstote. Der Radentscheid nennt konkrete Ziele und klare Zeitvorgaben, damit es gute und sichere Radwege so schnell wie möglich gibt.

Die Geschäfte des Einzelhandels verlieren ihre Kunden, wenn der Autoverkehr eingeschränkt wird.

Diese Bedenken wurden schon vor 50 Jahren geäußert, als die ersten Fußgängerzonen eingerichtet wurden. Viele Einzelhändler am grünen Markt sahen Anfang der 1980er Jahre die Apokalypse auf sich zukommen, als dort der motorisierte Verkehr verbannt wurde. Das Gegenteil ist eingetreten: Die Fußgängerzone Bambergs ist die attraktivste Lage für den Einzelhandel in der Stadt und deutlich frequentierter als z.B. die Lange Straße, welche auf Grund von parkenden Autos und mehr oder weniger fließendem Verkehr eine nur geringe Aufenthaltsqualität bietet.
Durch Verkehrsberuhigung und neue Fahrradwege werden Straßen nicht nur attraktiver zum Wohnen, auch die Geschäfte profitieren. Denn die Menschen verweilen eher, wenn sie mit niedrigerer Geschwindigkeit unterwegs sind und die Straße insgesamt belebter ist. In den Innenstädten sind laut einer Studie gerade solche Geschäfte erfolgreich, die ihren Fahrradkunden einen sicheren Abstellplatz bieten und damit ein fahrradfreundliches Klima schaffen. Außerdem weisen Befragungen nach, dass Unternehmer den Anteil der Kunden, die mit dem Auto kommen, stark überschätzen (geschätzt: 58 %, tatsächlich: 32 %).
Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass mit dem Auto anfahrende Menschen mehr Geld ausgeben würden. Es gilt als belegt, dass Radfahrende oder zu Fuß gehende Kunden zwar pro einzelnem Besuch in einem Geschäft weniger einkaufen, dafür aber wesentlich häufiger in die Läden kommen und so unterm Strich für mehr Umsatz sorgen. Wenn Geschäfte gut ohne Auto zu erreichen sind, führt das zu häufigeren Besuchen, weil es bequemer ist, kleinere Einkäufe zu erledigen. Im Übrigen haben Radfahrende auf Grund ihrer preiswerten Mobilität mehr Geld für Einkäufe im Geldbeutel übrig.
Fahrradinfrastruktur und verkehrsberuhigte Zonen verhindern also nicht den Zugang zu Läden und Geschäften – sie erhöhen sogar die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Straßen, steigern die Besucher- und Kundenfrequenz und die geschäftliche Gesamtnachfrage. Der Bamberger Innenstadthandel profitiert von den Forderungen des Radentscheids!

Wir brauchen keinen Bürgerentscheid, da die Stadt doch gerade den Verkehrsentwicklungsplan mit Bürgerbeteiligung fortschreibt.

Diese beiden demokratischen Prozesse stehen nicht im Widerspruch, sondern ergänzen sich sowohl inhaltlich als auch zeitlich. Im letzten Verkehrsentwicklungsplan wurde seitens der Ersteller deutlich die Umsetzung eines Szenarios der Umverteilung zwischen den Verkehrsarten angeregt. Der Stadtrat hat gegen diese Forderung dagegen ein Szenario zur Weiterarbeit beschlossen, das eine Fortschreibung der damals vorliegenden Verkehrsanteile annahm. Wie sich heute zeigt, eine falsche Annahme, denn die Verkehrsanteile verändern sich kontinuierlich zu Gunsten des Umweltverbundes.
Die zugehörigen Maßnahmen wurden dennoch nur teilweise umgesetzt, insbesondere der Ausbau des Radverkehrsnetzes liegt deutlich hinter dem Plan. Beispielhaft sei der Beschluss genannt, pro Einwohner und Jahr 5 Euro in Radwegeausbau zu investieren. Dies wurde in den letzten Jahren nicht zuletzt auf Grund mangelnder Personalverfügbarkeit v.a. aber auf Grund politischer Blockadepolitik bei weitem nicht ausgeschöpft. So wurden in den zurückliegenden Jahren lediglich ca. 0,70 Euro je Einwohner ausgegeben.
Die Gestaltung des Verkehrsentwicklungsplanes sieht lediglich drei Informationsveranstaltungen und relativ abstrakte Eingabemöglichkeiten über ein Internetportal vor. Eine Diskussion oder gemeinsame Erarbeitung mit Interessensgruppen oder Anwohnern ist nicht vorgesehen. Bei der ersten Informationsveranstaltung 2016 brachten viele Bürgerinnen und Bürger gute Ideen ein. Teile der (nicht anwesenden) Politik sprachen im Nachgang von einem “eher grünen Publikum” und dass dies bei der Gewichtung der Bürgereingaben berücksichtigt werden müsse. Die politisch Verantwortlichen nehmen die Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger also nicht ernst, erwarten aber gleichzeitig Glaubwürdigkeit. Der Radentscheid Bamberg ist im Gegenteil zum Verkehrsentwicklungsplan also ein echtes basisdemokratisches Instrument, den es beim oben genannten Umgang mit Bürgerinteressen umso mehr braucht.

Die Kosten für den Bürgerentscheid sollte man sich sparen und lieber für inhaltliche Arbeit ausgeben.

Demokratie kostet Geld, welches nur dann gut angelegt ist, wenn es dem Wohl der Bevölkerung zu Gute kommt. Dies ist beim Radentscheid Bamberg der Fall.
In der Tat ist es auch unser größter Wunsch, dass der Radentscheid gar nicht nötig wäre. Die weiter oben aufgeführten Versäumnisse der Stadt Bamberg machen ihn jedoch dringend notwendig, damit Bamberg auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt ist und ein aktuell nicht vorhandenes, sicheres Miteinander im Straßenverkehr aller Verkehrsteilnehmer möglich ist. Die Kosten des Bürgerentscheids kann die Stadt am einfachsten vermeiden, wenn der Stadtrat den Beschluss über die Maßnahmen des Radentscheids einfach selbst fasst.